Hölzchen und Stöckchen

Санкт-Петербург / St. Petersburg

Im Karwendel

Oder: 11 (indiskrete) Fragen zum Reisen. Und zum Bergsteigen – Ein Blogstöckchen

Dieses Blogstöckchen zu elf Fragen rund ums Reisen kommt von Sonya, die auf www.soschyontour.de über ihre Stadt-, Land- und Bergabenteuer berichtet. Vor einigen Jahren haben wir uns bei einem Biwak-Wochenende kennengelernt. Und durchs Bloggen wieder getroffen.

Die Fragen also … Seit ich denken kann, reise ich gerne. Doch zum Reisen braucht man Zeit. Ich hätte gerne mehr davon. Mindestens genauso schön wie die großen Reisen in die weite Welt sind für mich die kleinen Touren in die nahen Berge. Deshalb interpretiere ich dieses Blogstöckchen großzügig in beide Richtungen.

Wohin hat Dich Deine erste Reise geführt und was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Im Sommer 1989 war’s: Es ging mit einer Iljuschin IL-18, einer viermotorigen Propellermaschine, nach Leningrad. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich in der Schule bereits drei Jahre an der Sprache des „sozialistischen Bruders“ versuchen dürfen. Mit der Verständigung war’s trotzdem so eine Sache: Denn was kannst Du als Heranwachsende schon mit den russischen Begriffen für „Brigadier“ oder „Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft“ anfangen? Vor allem, wenn Du gerade im Hotel-Fahrstuhl bist? Wo alle Zeichen auf ein paar Etagen Small-Talk stehen. Ich habe dann stattdessen einige erste Brocken Englisch gestammelt. Erfolgreich. Und die Erkenntnis gewonnen, dass ich mich zukünftig lieber an die Sprache des „Klassenfeindes“ halte.

Zwei Wochen später kamen wir wieder nach Hause. Die Welt, wie wir sie bisher kannten, begann Kopf zu stehen. Botschaften wurden besetzt, Grenzen eingerissen. Neue Bündnisse geschlossen. Auch neue Freundschaften. Beim Reisen gab es von nun an mehr als nur eine Himmelsrichtung. Und Leningrad hieß bald wieder St. Petersburg. Egal, ob auf Russisch oder Englisch.

Was muss eine perfekte Reise für Dich haben?

Am besten ein bisschen Zeit, um mich mindestens ein wenig auf die Reise vorbereiten zu können. Einlesen und so. Vor Ort versuchen wir dann meist irgendwas an der frischen Luft einzubauen. Und wenn es nur eine Fahrradtour bei einem Städte-Trip ist. Essentiell: Die Gespräche mit Einheimischen.

Mit City-Greeter auf Tour durch Chicago.
Mit City-Greeter Gary auf Tour durch Chicago.

In Chicago beispielsweise waren wir vor einigen Jahren gemeinsam mit Gary, einem ehrenamtlichen City-Greeter, auf dem Rad unterwegs. Es war wunderbar, die Stadt durch seine Augen zu sehen, ein wenig über seiner Arbeit und seine Familie zu erfahren. Wir haben Nachbarschaften erkundet, die wir sonst gar nicht erreicht hätten. Und konnten so noch mal eine ganz andere Seite der Stadt kennenlernen.

Wohin möchtest Du auf keinen Fall reisen und warum?

Sagen wir so: Es gibt Regionen, die reizen mich weniger als andere. Nach Südostasien zieht es mich nicht dringend. Nach Südamerika dagegen schon. Doch gerade das ist das Spannende: Lebenssituationen ändern sich oder Freunde ziehen um. Es ergibt sich ein Anlass, um in eine „Ecke der Welt“ zu reisen, von der Du vorher gar nicht wusstest wo genau sie eigentlich liegt. Und plötzlich tut sich etwas ganz Phantastisches auf. Es war schon immer dort, aber Du hattest es bisher einfach nicht wahrgenommen.

Welches Reiserlebnis hat Dich besonders geprägt?

Das Leben ist eine Reise …

Was war die eindrucksvollste Begegnung, die Du auf einer Reise hattest?

Oh je, diese Superlative … Ich seh‘ schon, davon kommen jetzt einige.

Wohl immer in Erinnerung bleiben wird mir eine Walking Safari in Südafrika. Wir fanden uns plötzlich, ungewollt natürlich, einem Büffel auf fünf Meter Entfernung gegenüber. Eine brenzlige Situation, die aber für alle – inklusive dem Büffel – glimpflich abging.

Auf Walking Safari im südafrikanischen Hluhluwe Nationalpark
Auf Walking Safari im südafrikanischen Hluhluwe Nationalpark

Was sind Deine größten Sorgen und Ängste auf Tour und wie überwindest Du sie?

Gedanken mache ich mir hauptsächlich, wenn’s an für mich schwierigere Bergtouren geht. Da versuche ich mich möglichst gut über die Schlüsselstellen zu informieren, am besten natürlich bei jemandem, den ich gut kenne. Und dann: Klingt vielleicht komisch, aber auch bei Tourenführern habe ich inzwischen meine „Lieblingsautoren“, bei denen ich besonders gerne nachlese über das, was kommt.

Mit welcher bekannten Person (historisch, Promi, Fantasiefigur) würdest Du gerne mal eine Tour unternehmen? Wohin würde es gehen?

Alexander von Humboldt hat mich mit seinen Forschungsreisen immer schon fasziniert. Vor allem an Südamerika denke ich da natürlich. Und in jüngster Zeit: The Scott Expedition zählt ja aktuell die Tage runter. Ben Saunders und Tarka L’Herpiniere sind im Oktober 2013 zum Südpol aufgebrochen. Auf den Spuren von Kapitän Scott. Im Gegensatz zu dessen tragischem Ende schaffen die beiden es gerade auch wieder wohlbehalten zurück. Knapp 3.000 Antarktis-Kilometer haben sie in den Beinen. Ich bewundere diese Willenskraft.

Bei derlei Expeditionen wäre ich gerne dabei. Nun gut, vielleicht reichen ja ein paar Tage …

Auf welchen Ausrüstungsgegenstand kannst Du auf Deinen Bergtouren auf keinen Fall verzichten?

Aus offensichtlichen Gründen: Auf gut eingelaufene Bergschuhe. Ansonsten stelle ich mir eher immer die Gegenfrage: „Worauf kann ich verzichten?“ Nur so bleibt der Rucksack auch auf mehrtägigen Unternehmungen angenehm klein.

Lieber leicht laufen - mit kleinem Gepäck auf der Großglocknerumrundung
Lieber leicht laufen – mit kleinem Gepäck auf der Großglocknerumrundung

Was war das Leckerste und was das Ekligste, das Du auf einer Reise gegessen hast?

Eklig? – Mag sein, dass ich mich noch nie in wirklich zweifelhaften Ess-Situationen wiedergefunden habe. Doch ich denke: Auch Essen ist kulturell bedingt. Und alles eine Frage der Gewöhnung. Japanische Misosuppe, Tofu und eingelegtes Gemüse sind das eine. Das nun aber mit Begeisterung zum Frühstück zu essen das andere. – Die Umstellung dauerte bei mir drei Tage.

Lecker? – Wo anfangen? Ganz schnöde Käsespätzle können das Beste auf der Welt sein, wenn Du gerade acht Stunden in den Bergen unterwegs warst!

Wie würdest Du einen Outdoor-Muffel davon überzeugen, dass Bergtouren großartig sind?

Ich bin mir sicher, dass man auch ohne permanent auf irgendeinen Gipfel zu steigen glücklich sein kann. Dann wieder … Ich würde schon versuchen, diesen besagten Outdoor-Muffel mit einer ersten, leichten Wanderung zu verführen. Beispielsweise im Karwendel:

Im Karwendel
Im Karwendel, oberhalb der Eng

Aus der Eng mit ihren wunderschönen, alten Ahornbäumen hinauf auf die Bins-Alm, wo wir uns stärken. Danach über den Drijaggen-Panoramaweg über eine Wiese mit stattlichen Kühen und mit beeindruckendem Blick auf die steil abfallenden Nordhänge der Karwendel-Hauptkette. Wieder im Almdorf angelangt, würden wir noch den hier hergestellten Käse im Bauernladen probieren.

Wenn Du nur noch einen Monat reisen könntest, was würdest du tun?

Die Frage klingt mir zu morbid. Ich stelle sie daher mal anders: Wenn Du nur ein einziges Mal in Deinem Leben reisen dürftest – für einen Monat – wohin würde es gehen?

Nachdem ich vor einiger Zeit den Beitrag Träume leben. Doch was ist mein Traum? in  Sonyas Blog gelesen hatte, kam ich ins Grübeln. Habe ich einen ganz großen Reisetraum? Hatte ich ihn je?

Ja! Zu Abi-Zeiten habe ich mit einem Schulfreund ganz viel und immer wieder über Kamtschatka gesprochen. Beide waren wir schon einige Zeit Skandinavien-Fans, hatten Feuer gefangen an der Weite des Nordens. Doch allein die Informationssuche zu Anreisemöglichkeiten in den russischen Osten – das Internet stand erst vor dem großen Durchbruch – gestaltete sich abenteuerlich und aufwändig. Im Studium verloren wir uns dann aus den Augen. Kamtschatka war vergessen. Doch neulich nun loderte dieses Kamtschatka-Feuer wieder auf. Wie sieht’s aus, Marian?

Nun ist es an mir, dieses Blogstöckchen weiter zu reichen. Bleiben wir doch ein wenig bei den Outdoor-Bloggern! Ich habe die Fragen noch ein bisschen angepasst und schicke das Stöckchen auf Reisen: 

11 (indiskrete) Fragen zum In-der-Natur-Sein

  • Wohin hat Dich Dein erstes großes Outdoor-Abenteuer geführt und was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?
  • Was macht einen Tag in der Natur zu einem perfekten Tag?
  • Welche Outdoor-Sportart möchtest Du definitiv nie ausprobieren? – Warum nicht?
  • Gibt es ein Erlebnis in der Natur, das Dein Leben verändert hat?
  • Welche Landschaft ist für Dich besonders beeindruckend?
  • Was sind Deine größten Sorgen und Ängste vor oder auf einer Unternehmung und wie überwindest Du sie?
  • Mit welcher Persönlichkeit (egal, ob Outdoor-begeistert oder nicht; egal, ob Zeitgenosse oder nicht) würdest Du gerne mal eine Tour unternehmen und wohin?
  • Auf welchen Ausrüstungsgegenstand kannst Du auf Deinen kleinen und großen Abenteuern auf keinen Fall verzichten?
  • Ob Hütte oder Gasthaus – wo schickst Du uns an einem Outdoor-Tag unbedingt mal vorbei?
  • Wie würdest Du einen Outdoor-Muffel davon überzeugen, dass das In-der-Natur-Sein großartig ist?
  • Wenn Du nur ein einziges Mal in Deinem Leben ein Outdoor-Abenteuer unternehmen dürftest – für einen Monat – wohin würde es gehen?

Wie sieht’s aus, seid ihr dabei?:

luftschubser.de: Alex schreibt über Berge und Burgen. Und überzeugt mit seine Blog-Texten sicher selbst den größten Burg-Muffel, dass von alten Gemäuern eine besondere Faszination ausgeht. / Die Antworten gibt’s hier.

minimulis.de: Claudia und Jörg halten den wohl östlichsten Outdoor-Blog-Outpost des Landes. Von dort führen sie ihre Abenteuer neben den bekannten Destinationen gerne auch nach Slowenien oder Tschechien, woher sie interessante Geschichten mitbringen.

schwarzfuchs.com: Markus hat früher auf Wettkämpfen kräftig in die Pedale getreten. Inzwischen ist er Micro- und Teilzeitabenteurer. Das Rad ist immer noch häufig dabei. Wenn er in den „Stauden“ unterwegs ist, gibt’s keinen Ärger mit dem Gärtner, sondern wird Outdoor-Begeisterung im Naturpark Augsburg gelebt.

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