Deutschland Hier & da hin Über Land

Klammzauber, Eiszauber

Winter in der Breitachklamm

Wo das Wasser im Sommer laut zwischen engen Felswänden hindurchrauscht, gluckst es im Winter nur noch leise: Der Bach liegt träge in seinem Bett, die Breitachklamm ist erstarrt unter einem Eispanzer, bedeckt mit Schnee.

Als der Tiefenbacher Pfarrer Johannes Schiebel vor mehr als 100 Jahren Verbündete warb und Geld auftrieb, um die bis dahin unzugängliche und wilde Breitachklamm zu erschließen, machte sich wahrscheinlich niemand eine Vorstellung davon, was alsbald passieren würde: War die Erstbegehung 1905 durchaus noch als gefährlich einzustufen, entwickelte sich die imposante Felsenge bald zu einem frühen Allgäuer Touristen-Hotspot; schon Anfang der 1920er Jahre zählte der extra für die Erschließung der Klamm gegründete Verein um die 100.000 Besucher.

Mehr als einhundert Meter ragen die Felswände der Breitachklamm senkrecht oder gar überhängend gen Himmel, was ihr den Rang der tiefsten Schlucht Mitteleuropas einbringt. Auch der frühere Name der Klamm, „Große Zwing“, kommt nicht von ungefähr: Die Felswände kommen sich an der engsten Stelle bis auf zwei Meter nahe.

Schon an sonnigen Wintertagen geizt die Klamm, eines der bekanntesten Naturschauspiele des Allgäu, nicht mit ihren Reizen: Spät am Vormittag lugt das Sonnenlicht von der Seite in die Klamm, lässt mit größter Behutsamkeit die Schneekristalle der mit dem Winterweiß bedeckten Felsen millionenfach auffunkeln und die meterhohen Eisvorhänge an den Klammwänden im Licht blitzen.

Doch eine ganz besondere Magie entfaltet die Klamm in der Dunkelheit. Dann nämlich bietet sich eine außergewöhnliche Art die Klamm zu entdecken: während einer Fackelwanderung, die, sofern das Wetter passt, an zwei Abenden in der Woche stattfindet.

Zwar wäre es vermessen zu denken, dass zu diesen Anlässen nur eine Handvoll Besucher unterwegs seien. Speziell, wenn eine Schmelzperiode in der sich aufwärmenden Luft liegt, warten schon mal unglaublich viele Gäste auf den Einlass. Doch schrecken lassen braucht man sich davon nicht: Zum einen entzerrt sich ab dem ersten Meter die Gästeschar. Zum anderen – Tipp am Rande – lohnt es sich, schon etwas zeitiger zur Kasse zu kommen und sich so bei abendlicher Öffnung der Klamm im vorderen Teil des Fackelzug-Lichtermeers einzureihen, das sich in die zunächst breite und dann immer enger werdende Klamm ergießt.

Am Abend ist hinter dem imposantesten und engsten Abschnitt der Klamm, nach knapp 1,5 Kilometern, Schluss und es geht wieder retour zum Kassenhaus.

Wer stattdessen tagsüber in der Klamm unterwegs ist, hat die Möglichkeit zu einem Rundweg: Dazu steigt man über eine kurze Treppe zum hinteren Kassenhaus auf, absolviert ein paar weitere Höhenmeter und kann kurze Zeit später von einer schmalen, hoch über der Klamm schwebenden Eisenbrücke, dem sogenannte Zwingsteg, tief in die Klamm hineinschauen. Von dort führt der Weg weiter über die Alpe Dornach und in einem Bogen zurück zum Ausgangspunkt.

Gut zu wissen

Hin & Weg: Ortsbus von Oberstdorf zur Breitachklamm bei Tiefenbach (abends auf die Fackelwanderung getaktet). Tagsüber ist außerdem die Eintritt über den „oberen“ Einlass an der Walserschanz möglich.

Beste Zeit: Dezember bis März. Für die Fackelwanderung … nach Heilig Abend bis Ende März (je nach Schneeschmelze), dienstags und freitags. Nach der Schneeschmelze ist die Klamm auch im Sommerhalbjahr geöffnet.

Einkehr und Übernachtung: Eigentlich ein Muss ist die Einkehr in der Alpe Dornach. Bei passendem Wetter lässt sich auf der kleinen Terrasse das sehr gute Essen vor grandiosem Allgäuer-Hochalpen-Panorama genießen. Auf der Alpe gibt es neben sehr gutem Essen auch 15 Zimmer und Apartments; sie darf durchaus als Übernachtungs-Geheimtipp gelten. An und für sich ist der Mindestaufenthalt fünf Nächte (was aber bei den vielen Dingen, die man in der Gegend machen kann und möchte kein Problem sein dürfte). Hin und wieder ist es auch möglich, Einzelübernachtungen zu buchen. Frühzeitiger Kontakt empfohlen.

Die Familie Dornach von der gleichnamigen Alpe hat mich während einer Buchrecherche zu einer Übernachtung eingeladen; Eintritt zur Breitachklamm gewährte mir der Breitachklammverein.   

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung