Deutschland Münchner Momente

Hoch hinaus! Und nach Perlen gefischt

Das Alpine Museum auf der Praterinsel

Für die einen Perlen muss man tief tauchen. Für die anderen den Garten entkrauten. Als ich Anfang März der Einladung des Alpenverein zur Eröffnung der aktuellen Ausstellung „Hoch hinaus! Wege und Hütten in den Alpen“ folgte, rieb ich mir verwundert die Augen: War der Garten hinter dem Alpinen Museum wirklich schon immer so groß gewesen? – Ja! Wie mir mehrfach versichert wurde und auch an dem Zaun zu erkennen war, der ganz offensichtlich weder in den zurückliegenden Wochen noch in den letzten Jahrzehnten um auch nur einen Zentimeter verrückt worden ist.

Was war also geschehen? – Die Hölle ist in den Museumsgarten gekommen. Aber von vorn:

Zwischen Isar und Hölle

Als Ende des 19. Jahrhunderts der Tourismus einsetzte und wenig später auch die Höllentalklamm für Besucher erschlossen wurde, war die 1893 gebaute, sechs auf sieben Meter messende Höllentalangerhütte schnell zu klein für die vielen Besucher. Immer wieder wurde angebaut; bis die „Hölle“ mehr als hundert Jahre später in die Jahre gekommen und einfach nur „durch“ war. Als die alte Höllentalangerhütte dann abgerissen wurde, legte man den Ur-Kern der Hütte wieder frei.

Im Höllental wurde alles auseinander, auf der Praterinsel später alles sorgsam wieder zusammengebaut. Und um nun der Hütte im Garten des Alpinen Museums genügend Raum zu geben, wurde der erst einmal ordentlich entkrautet und entbuscht. Wodurch der rundum wunderbar eingewachsene Museumsgarten so unglaublich viel größer wirkt als vorher.

In der „Ur-Hölle“ bekommt man seither einen eindrücklichen Einblick in das frühe Hüttenleben: Die Hölle hat eine Sitzecke und einen einen Schrank. Mitten im Raum steht ein kleiner Ofen. Wie viel Wärme er wohl erzeugen konnte? Der kleine Raum war gleichzeitig ein Matratzenlager für die Bergsteiger (mit einem durch einen Vorhang abgetrennten Séparéé für Frauen); die Bergführer schliefen derweil unter dem Dach im Heulager.

Bei meinem Besuch lausche ich in wenig an den Kopfkissen im Lager und erfahre so an den Hörstationen einige Geschichten und Anekdoten rund um das frühe Leben auf der Hütte.

Hoch hinaus!

Apropos: Hütten in den Alpen.

Der Termin für die Einweihung der Hölle auf der Praterinsel war perfekt gewählt. Denn gleichzeitig wurde im Museum die Wander-Ausstellung „Hoch hinaus! Wege und Hütten in den Alpen“ eröffnet, die zuvor in Innsbruck gezeigt wurde und später noch in Bozen zu sehen sein wird.

Jedem, der gerne in die Berge geht, kann ich die Ausstellung als echte Schatzkiste an Informationen und Info-Happen empfehlen. Zwar scheint die konzeptionelle Klammer bei „Hoch hinaus“ etwas blass; ob sich daher Nicht-Hüttengänger gleichermaßen angesprochen fühlen, muss sich also zeigen. Aber Bergbegeisterte werden unglaublich viele Exponate finden, die sie erkennen und die an die eigenen Touren in den Alpen erinnern: Das Wandvlies mit Kühen von der Rappenseehütte, Fotos aus dem Heinrich-Schwaiger-Haus. Hüttenmodelle hier, Hüttenstühle dort.

Bibliothek und Garten

Aus den Ausstellungsräumen ließe sich auch noch in die Bibliothek überwechseln. Das ist aus meiner Sicht überhaupt das Wunderbare am Alpinen Museum:

Vorbei sind die Zeiten, als irgendwann am Donnerstagnachmittag für ein paar wenige Stunden die Bibliothek geöffnet war. Für viele angestellte Berufstätige war es noch vor wenigen Jahren ein Ding der Unmöglichkeit oder mindestens mit unverhältnismäßig viel Aufwand verbunden, den riesigen Bestand der weltweit größten alpinen Spezialbibliothek überhaupt nutzen zu können.

Heute hat die Bibliothek ebenso lange Öffnungszeiten wie das Museum. Inklusive der Sonn- und Feiertage. Heute geht man, fast ohne dass man es richtig merkt, von einem (Nutzungs-)Raum in den nächsten über. Drinnen und draußen.

Peu à peu hat sich nämlich auch der Garten zu einer wahren Fundgrube alpiner Geschichte gemausert. Gleich am Eingang sitzt eine lebensgroße Skulptur mit Knickerbocker und Wetterjacke. „Der Wanderer“ studiert seine Karte, mitten in der Geologischen Gesteinssammlung. Und schließlich steht auch noch die alte Biwakschachtel vom Jubiläumsgrat im Museumsgarten.

Und wenn man genug gesehen und gelesen hat, bleibt man einfach noch eine Weile im kleinen Museumscafé Isarlust – drinnen oder draußen; auf der Bank oder im Sonnenstuhl.

Für große Einrichtungen mag es normal sein und längst zum guten Ton gehören, dass Ausstellung, Bibliothek, Café und Co scheinbar mühelos ineinandergreifen. Bei einem kleinen Haus, das sich mit Nischenthemen beschäftigt, ist das für mich auch heute noch längst nicht selbstverständlich. Um so mehr freue ich mich, wie sich das Alpine Museum in den letzten Jahren entwickelt hat.

Ganz klar: Das Alpine Museum München ist für mich als Bergbegeisterte ein Muss und eine jener #Museumsperlen, nach denen der Infopoint Museen & Schlösser in Bayern in seiner Blogparade #perlenfischen – die noch bis zum 14. Mai 2017 läuft – fragt.

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