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Bergbuchtipps für den Sommer

Buchtipps Berge Alpen Sommer

Dimensionen der Alpen

In den letzten Monaten bin ich auf einige interessante Alpenbücher aufmerksam geworden, die sich zusammengenommen als ein Grenzgang zwischen Natur und Kultur beschreiben ließen; allen voran das Buch „Die Alpen“.

#1: Die Alpen – Naturerlebnis, Kulturgut, Sehnsuchtsort

Detlev Arens
(c) Edition Fackelträger

Ganz genau genommen lässt sich das Buch von Detlev Arens wie ein Lexikon lesen: Einfach im Register nach einem der vielen Begriffe aus den Alpennatur oder Alpengeschichte nachschlagen, Seite finden und loslesen. Punktuell, von kreuz nach quer oder eben auch von Anfang bis Ende. Die Texte lesen sich so wunderbar leicht, dass einem erst auf den zweiten Blick auffällt, welche geballte Information eigentlich in ihnen zu finden ist. Dazu eine gelungene Bildauswahl mit Bildunterschriften, die die Texte hervorragend ergänzen. Die besonderen Herausforderungen eines – mitunter immer wieder gewöhnungsbedürftigen – quadratischen Buchformats sind gut gelöst und so kommt das Buch auch visuell dezent, aufgeräumt und modern daher.

Das Wissen ist angenehm portioniert und zu den vielen Teilaspekten – wie den Alpenflüssen, der Architektur und speziell den Hütten, dem Alpinismus oder zu wilden wie domestizierten Tieren – lässt sich auf jeweils wenigen Seiten kurz viel Hintergründiges nachlesen.

Wer sich die Frage stellt, ob es wirklich noch ein weiteres Alpenbuch brauchte, darf sie in diesem Fall getrost mit einem klaren „Ja“ beantworten.

Ein Buch für … jeden Alpenliebhaber und für jeden, den man dazu machen möchte – abseits jeder Verklärtheit.

#2: Hoch Hinaus! Wege und Hütten in den Alpen

(c) Böhlau Verlag

Im Frühling 2017 eröffnete im Alpinen Museum München die Wanderausstellung „Hoch Hinaus“. Das gleichnamige Buch, ein Doppelband, begleitet diese Ausstellung: Ab den 1860er Jahren errichteten die Alpenvereine von Deutschland, Österreich und Südtirol eine engmaschige Wege- und Hütten-Infrastruktur, wodurch der Berg-Tourismus in dieser Form in den Ostalpen überhaupt erst möglich wurde. Der erste Band erzählt unter Zuhilfenahme vieler Quellen von der Kulturgeschichte dieser Hütten und Wege.

Anhand detaillierter Grundrisse und Pläne stellt das Buch Planung und Bau, Umbau und Ersatzbau exemplarischer Hütten vor; außerdem erhält man einen Einblick in die Ausstattung und Bewirtschaftung der Hütten. Und wer die ansonsten wohl oft eher Fachleuten vorbehaltenen Hintergrundinformationen zur Entstehung und Pflege des alpinen Wegenetzes liest, wird bei Wanderungen und Bergtouren sicher noch intensiver auf die Wegmarkierungen achten.

Der zweite Band ist ein Überblick über alle von den drei Alpenvereinen erbauten oder übernommen Hütten und Aussichtswarten.

Ein Buch für … Alpenvereinsmitglieder und alle, die sich für die Kulturgeschichte der Alpenvereinshütten interessieren.

#3: Seltene Nutztiere der Alpen

7.000 Jahre geprägte KulturgeschichteIn den Alpen leben 110 gefährdete und vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen. Unter ihnen die Blaue Ziege in Tirol, das Murnau-Werdenfelser Rind in südlichen Bayern und das Slowenische Gürtelschwein. Auch der Appenzeller Sennenhund und das Brillenschaf sind Tiere, die immer zu der 7.000 Jahre alten Bergbauernkultur der Alpen gehörten und die nun im Begriff sind, allmählich zu verschwinden. Das Aussterben einiger alteingesessener Rassen ist durch Erhaltungsprojekte zumindest aufgeschoben. Das Buch erzählt die Geschichte der Tiere und der jeweiligen Region, in der sich zu finden sind, mit teils weit abgelegenen Tälern.

Für Züchter ein Muss; für Laien eine spannende Lektüre, die sich hervorragend punktuell lesen lässt. Das Buch ist eine Reise durch den gesamten Alpenbogen, von Land zu Land. Leider fehlt am Ende des Buchs ein alphabetisches Register, so dass man nach den jeweiligen seltenen Nutztieren mitunter etwas umständlich suchen muss.

Ein Buch für … jeden, der mehr sagen können mag als „Das ist ein Schaf“ und der das Pinzgauer Rind vom Kärntner Blondvieh unterscheiden will.

#4: Über Gletscher + Grenzen

Transhumanz in den AlpenJedes Jahr im Frühsommer bringen Südtiroler Bauern ihre Schafen und Ziegen, Kühe und auch Pferde auf mitunter entfernt gelegene Sommerweiden. Diese jahrtausendealte Form der Weidewirtschaft wird „Transhumanz“ genannt; die bekannteste Route – eine der ältesten belegten im Alpenraum – führt vom Schnalstal ins Ötztal.

20 Jahre lang hat der Fotograf Mauro Gambicorti fünf verschiedene Routen über Landesgrenzen hinweg dokumentiert. Von der Kulturanthropologin Anja Salzer stammen die Begleittexte, deren Stärke darin liegt, ganz ungeschminkt die Herausforderungen zu beschreiben, denen sich Tiere und Menschen bei diesen besonderen Pass- und Grenzübertritten stellen mussten.

Auf den ersten Blick überraschend, aber auch ein kleiner polit-historischen Exkurs ist eingebaut: Nachdem offizielle Grenzübergänge dicht waren, nutzten im Sommer 1947 rund 5.000 Juden den Weg vom Krimmler Achental ins Ahrntal über den Krimmler Tauern, um auf einem 15-stündigen Fußmarsch Italien und später Palästina zu erreichen. Und auch heute stellt sich schnell die Frage nach möglichen Wegen über grüne bzw. alpine Grenzen.

Den Hauptteil des Buches machen mehr als 450 Fotos der Tierübertriebe im Frühjahr und Herbst aus – bei Sonne oder Nebel, bei Regen oder Schnee.

Ein Buch für … jeden, den die Bergbauerntradition der Transhumanz interessiert und für Südtirol-Fans im speziellen.

#5: Österreichs Nationalparks – Geheimnisse, Schätze, Paradiese

Geheimnisse, Schätze, ParadieseEin wunderbares Büchlein, das Lust auf Natur-Erkundungen in Österreich macht: Österreich hat sechs Nationalparks, die vielfältigste Landschaften schützen. Von den weiten Steppen im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel bis zu den anmutigen Hochgebirgstälern und vergletscherten Gipfeln der Hohen Tauern.

Die Autorin Stefanie Platzgummer hat selbst eine National Parks Ranger-Ausbildung absolviert und beschreibt die Charakteristik der Parks, gibt Tipps für Wanderrouten sowie Lokale und Übernachtungsmöglichkeiten vom einfachen Campingplatz bis zum gemütlichen Hotel. Die Kapitel sind mit Informationen zu regelmäßigen Führungen und Veranstaltungen abgerundet. – Kurzum: Der Führer beinhaltet kompakt und übersichtlich alles, was man für die Orientierung vor einem (ersten) Besuch in einem der Nationalparks benötigt.

Dank handlichem Format zum Schmökern sowohl auf dem Sofa zu Hause als auch unterwegs ideal geeignet.

Ein Buch für … alle, für die „Nationalpark“ und „Österreich“ nach dem nächsten Urlaub klingt.

Über die Bücher: 

  • “Die Alpen“ von Detlev Arens (Edition Fackelträger). Umfang 320 Seiten, gebunden, 40,00 Euro. ISBN: 978-3-7716-4679-0.
  • „Hoch hinaus“. Herausgegeben vom DAV, ÖAV und vom AVS (Böhlau Verlag). Umfang 2 Bände, gebunden, 49,99 Euro. ISBN: 978-3-412-50203-4.
  • „Seltene Nutztiere der Alpen“ von Günter Jaritz (Verlag Anton Pustet). Umfang 336 Seiten, gebunden, 39,00 Euro. ISBN: 978-3-7025-0744-2.
  • „Über Gletscher und Grenzen“ von Mauro Gambicorti und Anja Salzer (Edition Raetia). Umfang 256 Seiten, gebunden, 28,00 Euro. ISBN: 978-88-7283-592-0
  • „Österreichs Nationalparks – Geheimnisse, Schätze, Paradiese“ von Stefanie Platzgummer (Falter Verlag). Umfang 256 Seiten, Softcover, 22,90 Euro. ISBN 978-3-85439-497-6

 

Die Bücher wurden mir von den Verlagen als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt: Von Edition Fackelträger, vom Böhlau Verlag, vom Verlag Anton Pustet, von Edition Raetia sowie vom Falter Verlag

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