Fünf Moorausflüge

Ich begeistere mich für Schnee. Außerdem faszinieren mich Zirbenwälder. Und: Ich bin ein bekennender Moor-Narr.

Meine Begeisterung zu letzterem habe ich ja mal an anderer Stelle versucht zu ergründen. Jedenfalls hat sich über die Jahre nichts geändert: Wo in der Karte ein Moor eingezeichnet ist, mag ich früher oder später gerne mal vorbeischauen.

Geradezu verblüfft war ich als Zuagroaste lange Zeit immer wieder, rund um München allerorts Moor vorzufinden. Oft heißen sie hier Filz, Moos oder Ried. Erst viel später habe ich gelernt, dass etwa 20 Prozent der deutschen Moorflächen in Süddeutschland, vor allem entlang der Alpen liegen; der Hauptanteil der Moore ist ansonsten in Niedersachsen und allgemein in Norddeutschland zu finden, während es in Mitteldeutschland kaum Moore gibt.

Höre ich „Moor“, denke ich an Wollgras, an schmatzend-nassen Boden und an Nebel. Ein gruselig-schönes Idyll, könnte man meinen. Doch das Fatale ist: Anders als bis ins 17. Jahrhundert werden die allermeisten Moorflächen genutzt. Ob zum Torfabbau für Gartenmulch, als landwirtschaftliche Nutzfläche, oder um mitten hinein einen Flughafen zu setzen. Heute ist hierzulande nur noch ein Prozent der Moore intakt und noch in der Lage, große Mengen Kohlendioxid zu speichern. Vielerorts bemühen sich seit einiger Zeit naturbegeisterte Menschen, ob institutionell oder im Ehrenamt, die letzten Moorreste zu erhalten, aufzuwerten und dauerhaft zu schützen.

Hier nun fünf Ausflüge, auf denen du dich entlang der Bayerischen Alpen – mal spielerischer, mal informativer, oder auch mal fast ohne Infrastruktur-Chichi – dem Thema Moor nähern kannst:

#1 – Wiesfilz

Direkt an der Wieskirche , weshalb sich hier auch die Kombination aus Kultur & Natur perfekt anbietet. Genau genommen finden sich rund um die Wieskirche mehrere Moore, die auch als Naturschutzgebiet „Moore um die Wies“ bekannt sind. Durch das Wiesfilz führt der Brettleweg.

Der Brettleweg selbst ist nur wenige hundert Meter lang. Um zu ihm zu gelangen, vom Wieskirchen-Parkplatz nach Westen, unter der (ehemaligen) Scheunenzufahrt hindurch und kurz durch eine Wiese. Ein kleiner Rundweg von gut einer Stunde lässt sich daraus machen, wenn man hinter dem Brettleweg an der ersten Waldweg-Kreuzung nach links geht. Später erreicht man eine kleine Asphaltstraße, dort wieder links und zurück zur Wieskirche. Wer etwas weiter gehen möchte: Viele kommen von Steingaden über den Brettleweg zur Wieskirche gewandert, wodurch sich eine Runde von etwa zehn Kilometern ergibt.

Tipp: Vis à vis der Wieskirche nicht am Gasthof Schweiger vorbeigehen, ohne mindestens einen der hervorragenden Kuchen oder ein leckeres Wieskücherl (Auszogne) zu probieren.

#2 – Haspelmoor

Nur eine halbe Stunde vom Münchner Hauptbahnhof entfernt liegt die Haltestelle Haspelmoor. Der kleine Ort entstand erst 1853, nachdem die Bahnstrecke München-Augsburg durch das Moor gebaut war und der Bahnhof Haspelmoor errichtet wurde.

Um ins Haspelmoor zu gelangen, südseitig der Bahnhofsunterführung dem Sträßchen nach Hörbach folgen. Schon nach wenigen hundert Metern zweigt rechts ein ausgeschilderter Pfad in das Naturschutzgebiet. Diesem folgen; später geht es an einer Verzweigung nach links zu einem Wollgras-umsäumten kleinen Moorsee. Folgt man an dem Abzweig dem Weg nach rechts, gelangt man zum Nordrand des Moores und zu den Bahngleisen. Bei einem Schlenker über Hörbach könnte man im Gasthaus „Zum Sandmeir“ einkehren.

Nördlich der Bahngleise schließt das Rote Moos an. Diese Flächen werden erst seit einigen Jahren wiedervernässt und haben einen deutlich offeneren Charakter als das Haspelmoor. Im Frühsommer sind fulminante Froschkonzerte garantiert. Um ins Rote Moos zu gelangen, entweder im Anschluss an den Stopp in Hörbach über Althegnenberg auf die andere Seite der Gleise. Oder direkt vom Bahnhof Haspelmoor.

#3 – Benediktbeuern

Von Kloster Benediktbeuern führen drei mehr oder minder lange Moosrundwege ins Moor. Der längste von ihnen ist der „Moosrundweg 1“ mit zehn Kilometern. Nach etwa drei Kilometern Schotterweg zeigt rechts ein Hinweisschild zum wunderbar abenteuerlich eingerichteten „Moorpfad“: Es geht über Holzwege und Baumstämme zu allerlei Geschicklichkeits- und Balance-Spielereien. Das Highlight: ein Floß, mit dem ein kleiner Moorgraben befahren werden kann.

Wem’s genug ist, der kann auf direktem Wege zurück zum Kloster laufen. Ansonsten geht es, nun auf schmalerem Weg und mitunter etwas matschig, an der Loisach entlang und in einem großen Bogen nach Benediktbeuern zurück. Zum Abschluss entweder in das Klosterstüberl. Oder, wenn’s eher was Süßes sein soll, in das Kloster-Café, im „Gotischen Saal“. Die fantastische Holzdecke stammt aus dem Jahr 1493.

#4 – Sterntaler Filze

Rund um Rosenheim erstrecken sich die sogenannten Rosenheimer Stammbeckenmoore. Dem Großteil der Moore ist der Mensch auch hier zu Leibe gerückt; in den 1970er Jahren begann man dann mit ersten Renaturierungsmaßnahmen und besonders in den letzten Jahren wird durch Wiedervernässung wieder wertvoller Lebensraum für Tiere geschaffen.

Das letzte intakt gebliebene, naturnahe Moor in der Region sind die Sterntaler Filze. Von Bad Feilnbach oder Derndorf zu erreichen, sind an der Moor-Südkante eine Vogelbeobachtungsstation und mehrere Aussichtspunkte eingerichtet. Außerdem Picknickstationen, Balancierstationen, und, und, und. Mein persönliches Highlight: Die „Wolkenbeobachtungsstationen“ – zwischen die Bäume gehängte Schwingschaukeln, die auch ohne Wolken hervorragend funktionieren.

Wer Zeit und ein Fahrrad mitbringt, kann von hier aus auch gleich noch zu den Nickelheimer Filzen radeln. Dort wurde bis 2006 Torf abgebaut, die Relikte – wie die Gleise der Lorenbahn (Bockerlbahn) oder Torfstadel – sind zu sehen und werden erläutert.

#5 – Das Murnauer Moos

Das überregional wohl bekannteste Moor, denn es zählt zu den größten und ursprünglichsten Moorgebieten in Mitteleuropa.

Wer das Murnauer Moos besuchen will, startet meist am Wanderparkplatz kurz vor dem Ramsachkircherl und dem Gasthof Ähndl. Unterhalb des kleinen Hügels, auf dem Kirche und Gasthof gebaut sind, ist eines der typischen Heustadel zu einem Moor-Info-Punkt umfunktioniert; ein paar Meter daneben geht der ausgeschilderte Rundweg durch das Moor los.

Wer eher wegen des Biergartens und Essens am Ähndl ist, kann eine kleine, nur etwa zwei Kilometer kurze Runde ins Moor laufen. Ansonsten ist es die große Runde mit etwa zwölf Kilometern. Im Juni ist die große Zeit der Sibirischen Schwertlilie, die dann an ganz vielen Stellen aus der Wiese leuchtet.

Auf der Westseite geht das Murnauer Moos von offenen Wiesen in Wald über; dort findet sich dann ein sehr hübscher Holzbohlenweg durch das Hochmoor. Im Anschluss geht es durch Siedlungsgebiet und an den Bahngleisen – mit einigen tollen, erhöhten Ausblicken über das Moor – zurück zum Ähndl.

Tipp: Während sich auf den breiten Feldwegen durch das Murnauer Moos durchaus ein Rad anbietet, ist der Bohlenweg den Fußgängern vorbehalten; also im Zweifelsfall ans Radschloss denken, um den gut ein Kilometer langen Bohlenweg in aller Ruhe hin und zurück zu gehen. Im Sommer vor allem als Fußgänger unbedingt an die Wasserflasche denken. Im Moos ist es sehr sonnig.

Zum Weiterlesen:

Auch was bei meinen Blogger-Kollegen findest du einiges zu den oberbayerischen Mooren: Uli von auf-den-berg.de war im Nicklheimer Filz. Helmut von hurra-draussen begeistert sich sogar bei Regen für die Sterntaler Filze. Winterliche Eindrücke vom Murnauer Moos wiederum gibts im Blog von Sven.

Mehr zum Zustand der Moore kannst du beim BfN nachlesen.

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