Hölzchen und Stöckchen

Über Nützliches, Spaßiges & Sprachliches – zwei Lieblinge

Elf Fragen, elf Antworten – Ein Blogstöckchen

Ein Blogstöckchen geht um. Auch Liebster-Award genannt. Gedacht dazu, Blogger untereinander besser zu vernetzen – menschlich & technisch gesehen.

Ricarda Kiel – Goldschmiedin, Schmuck- und Web-Designerin in Personalunion – fragte mich also neulich, ob ich ihr elf Fragen beantworten würde. Klar würde ich, denn ich bin sehr froh, dass wir uns begegnet sind.

Wo & wie hast du die Kenntnisse gelernt, die dir heute in deinem Leben am nützlichsten sind?

Ganz bewusst das erste Mal ab 1993. Damals ging ich erstmals für längere Zeit ins Ausland. An E-Mails, Skype & Co dachte noch niemand, Transatlantik-Telefonate waren wirklich teuer. Statt dessen querten Briefe den Ozean. Es war der perfekte Moment, um mich ein Stück eigenständig zu entwickeln. Losgelöst. Von meiner Familie, meinem Umfeld, meiner Kultur. Vom alten Osten & neuen Westen. Um Dinge und Einstellungen zu hinterfragen. Um andere Sichtweisen besser zu verstehen und zu tolerieren. Eben einfach: Um über den eigenen Tellerrand zu blicken. Ich bin meinen Eltern & ein paar glücklichen Umständen sehr dankbar, dass ich dabei immer wieder Unterstützung erfahren habe.

Ist Macht wichtig für dich?

Jein. Ich würde Macht vor allem ethisch betrachten. Da hat’s dann was recht Ambivalentes.

Was macht dir zur Zeit am allermeisten Spaß?

Drei Dinge sind es. – Seit langem und häufig: Das In-der-Natur-Sein, vor allem in den Bergen. Recht frisch: Das Klettern. Wieder: Das Lesen.

Kannst du Handschriften deuten?

Deuten sicher nicht. Aber wenn ich etwas Handschriftliches sehe – und sei es die Adresse auf einem Briefumschlag – mache ich mir durchaus Gedanken über den Schreiber. Ich versuche, mir ein Bild zurechtzubasteln, wenn ich den Absender nicht kenne. Bin manchmal über die Handschrift von Menschen, die ich bereits kenne, überrascht. Was ich gerne wüsste: Wie stark sind Handschriften kulturell geprägt; wie weit lassen sich Deutungsansätze überhaupt auf andere Länder oder gar Kontinente übertragen?

Was mir dabei auffällt: Leider sehe ich ausführliche handschriftliche Dokumente inzwischen viel zu selten.

Was tust du, um dich zu ernähren? Also so richtig nähren, innerlich & äußerlich?

Ich bin mir nicht sicher, in welche Richtung diese Frage zielt. Aber drei Dinge, die mir spontan dazu einfallen, sind: Tatsächlich eine ordentliche Ernährung – lieber weniger stark verarbeitete Dinge aus nachvollziehbarer Quelle und Zusammensetzung. Außerdem sind mir gute Gespräche und gute Bücher wichtig. Quasi für die seelische Ernährung.

Was ist dein Lieblingsteil des Tages?

Der Moment morgens, wenn es dämmert und alles noch schläft, ich aber aus irgendeinem Grund schon auf den Beinen bin. Mal zieht vielleicht bereits der Tee in der Tasse, bevor ich mich an den Schreibtisch setze. Mal lasse ich vielleicht die Haustür leise ins Schloss fallen und bin auf dem Weg in die Berge. Im Spanischen gibt’s einen schönen Begriff für diesen Moment zwischen Nacht und Tag, la madrugada. Das ist für mich so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm des viel zu schnell vergehenden Tages. Und es klingt ganz viel Zuversicht mit. – Auf all das Gute, das die nächsten Stunden bringen könnten.

Was war dein Lieblingskinderbuch?

Modernere Kinderbuchautoren wie Michael Ende oder Astrid Lindgren gab es in meiner Kindheit nicht zu kaufen. Ich habe mir die Kinder- und Hausmädchen der Gebrüder Grimm immer wieder vorlesen lassen. Später, als ich selbst lesen lernte, bekam ich das Buch „Die Weihnachtsmannfalle“ geschenkt. Ohne dass es für mich noch wirklich nachvollziehbar ist, warum, aber: Mit dem Buch verband ich immer ein Glücksgefühl; vielleicht ja wegen der kindlichen Aufregung in der Vorweihnachtszeit und das Warten auf den ersten Schnee. Ich habe das Buch bis heute aufgehoben.

Was war das Albernste, was du in letzter Zeit getan hast?

Klettern Thalkirchen

Ist „albern“ nicht immer eine latent negative Bewertung von Dritten? Andere mögen als „albern“ und „kindisch“ bewerten, was ich ausgelassen & unbekümmert tue.

Neulich habe ich mit Freundinnen ausgiebig gelacht: Da gab’s diese Kletterroute, bei der der Anfang einfach nicht gelingen wollte. Jemand hatte entnervt an die Wand geschrieben: „So ein Scheiß“. Wir gaben ihm still Recht – bis wir die Lösung fanden und (herumalbernd?) die Beschreibung kurzerhand korrigierten …

Was langweilt dich? 

Sprachliche Allgemeinplätze und allzu ernst verwendete Stereotypen.

Welcher Artikel, den du online gelesen hast, ist dir am meisten in Kopf und Herz hängengeblieben?

Es sind vor allem Artikel in Blogs, die besonders persönlich geschrieben sind. Es gehört für meine Begriffe viel dazu, sich wirklich zu öffnen. Ganz konkret: Beispielsweise in Ricardas Einträgen hier und dort lese ich immer wieder gerne. Beiderorts wird viel Schnell-Dahingesagtes und Floskelhaftes überdacht und gegen den Strich gebürstet.

Drei Wörter, die du viel zu selten verwendest?

Sobald mir schöne, gut klingende oder einfach präzise Wörter auffallen, die ich bis dahin wenig verwende, nutze ich sie nach Möglichkeit. Aber es gibt Wörter in anderen Sprachen, die mir besonders gefallen & die ich gerne öfter verwenden würde: Im Englischen beispielsweise humble und sophisticated, im Spanischen fenomenal. Im Norwegischen ist es das Takk for turen, womit man sich nach einer gelungenen Bergtour bei seinen Mitwanderern bedankt. Das hat für mich immer etwas Warmes, Verbindendes & Verbindliches.

Langlauf? Back- oder Cross-Country? - Skifahren in Rondane/Norwegen
Langlauf? Back- oder Cross-Country? – Skifahren in Rondane/Norwegen

Nachdem ich nun alles beantwortet habe, darf auch ich elf Fragen stellen, die mich interessieren:

Es gibt ja Fragen, auf die der Mensch seit jeher versucht Antworten zu finden. Vor allem Philosophen und Schriftsteller können besonders gut Themen aufbringen, die auf den ersten Blick ganz einfach zu beantworten scheinen. Nur, damit wir in der nächsten Sekunde innehalten und merken, dass man die Dinge auch noch ganz anders sehen kann.

Einer, der ganz viele Fragen gestellt hat, ist Max Frisch: 1972 erschien im Suhrkamp Verlag ein kleines Büchlein namens „Fragebogen“. Auch wenn einige Formulierungen überraschend antiquiert wirken, bleiben die grundsätzlichen Themen doch recht zeitlos. Diese Zeitlosigkeit ist der Grund dafür, dass ich das Büchlein schon zig Mal verschenkt habe.

Passenderweise sind es genau elf Themenkomplexe, um welche die Fragen des Schweizer Schriftstellers kreisen – die Erhaltung des Menschengeschlechts, Ehe, Frauen, Hoffnung, Humor, Geld, Freundschaft, Vatersein, Heimat, Eigentum und Tod. Ich habe je eine Frage ausgewählt, sie ein wenig adaptiert und möchte sie stellen:

  1. Was fehlt Dir zum (persönlichen) Glück?
  2. Kannst Du zu beiden Seiten eines Paares gleichermaßen offen sein, wenn sie es unter sich nicht sind?
  3. Möchtest Du Dein Partner sein? (i.S.v.: Wenn Du in einer Partnerschaft bist: Möchtest Du „er“ sein?)
  4. Was erhoffst Du Dir von Reisen?
  5. Wenn Du alles Lachen abziehst, das auf Kosten von Dritten geht: Findest Du, dass Du oft Humor hast?
  6. Was tust Du für Geld nicht?
  7. Wie viele Freunde hast Du zurzeit?
  8. Magst Du Kinder allgemein?
  9. Hat Heimat für Dich eine Flagge?
  10. Wem gehört nach Deiner Meinung beispielsweise die Luft?
  11. Möchtest Du lieber mit Bewusstsein sterben oder überrascht werden von einem Ziegel, von einem Herzschlag, von einer Explosion usw.?

Meinen Fragebogen reiche ich weiter an:

  • Chris aka klimbingkorns.de, die permanent die Wände hochgeht,
  • Elke aka meerblog.de, bei deren Texten ein Drauf-Los-Träumen garantiert ist, sowie
  • Tanja, die auf tanjapraske.de zu spannenden Kultur- & Museums-Fragen bloggt.

Lust, an dieser Stelle selbst einen Gedanken zu einer oder mehreren Fragen zu hinterlassen? – Immer her damit. Unten gibt’s die Kommentarfunktion.

Bleibt mir nur noch, jedem das Büchlein „Fragebogen“ zu empfehlen. Manche Antwort fällt im Kontext weiterer Nach- und Detailfragen vielleicht ja nochmal ganz anders aus. Und auch über die Jahre ändern sich die Sichtweisen mit großer Sicherheit …

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