Hier & da hin Weltweit wandern

Zu Fuß im südafrikanischen Busch

Sonnenuntergang im Hluhluwe Nationalpark

Walking Safari im Hluhluwe-iMfolozi-Park

Walk back! … walk back!“ Die Stimme von Samora klingt ruhig, aber bestimmt. Das metallische Ratsch-Ratsch beim Durchladen seines Gewehrs lässt die Luft erstarren; in Null-Komma-Nichts hat er es im Anschlag. Zeitgleich erhebt sich der alte Büffel, nur fünf Meter von uns entfernt, aus dem Gras.

Die nächsten Sekunden verfliegen wie Bruchteile ihrer selbst und scheinen doch endlos lang: Als würde ein Film zurückgespult, treten wir den geordneten Rückzug an. Gewehr und Blick auf den Büffel gerichtet, gehen wir Schritt für Schritt rückwärts. Gewinnen zwei, drei Meter.

Was würde der Büffel tun? – Rennt er auf uns zu, könnte das für ihn fatale Folgen haben. Oder für uns.

Der schwarze Büffel-Koloss springt mit einem Satz zur Seite, dreht sich und stiebt davon. Nach ein paar Metern schaut er sich nochmals kurz um, bevor er endgültig im dichten Busch verschwindet. Ich bin davon überzeugt, dass er das Geräusch des gerade durchgeladenen Gewehrs nicht mochte und sich daher, genau wie wir, für den Rückzug entschieden hat. Wir atmen durch, können kaum fassen, was wir soeben erlebt haben. Noch nie fühlte ich meine Knie dermaßen schlackern wie in diesem Augenblick. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen: Es war eine 30-Zentimeter-Amplitude. Immer hin und her, nach links und rechts.

Keine zehn Minuten waren wir auf unserer Walking Safari, als wir in eine der prekärsten Situationen geraten, mit denen der afrikanische Busch aufwartet: Alten Büffeln –  Alleingänger, ausgestoßen von ihrer Herde – wird nachgesagt, dass sie ihr Verhalten stark ändern. So war es wohl auch heute: Fast hatte es den Anschein, als hätte uns der Büffel aufgelauert. Nur die geschulten Augen von Samora konnten noch rechtzeitig den vermeintlichen Ameisenhügel von einem Büffelkopf unterscheiden.

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Die zwei Stunden, die wir gemeinsam mit unserem Wildhüter im Hluhluwe-iMfolozi-Park unterwegs sind, gehören zu den intensivsten, die ich je in der Natur erlebt habe. Meine Sinne sind um ein Vielfaches geschärft:

Überall knistert und knackt es. Mal erklärt uns Samora die Vogelwelt am Wegesrand. Mal prüft er ein Erdloch bevor wir daran vorbeigehen. Sein Bewohner, ein Warzenschwein, könnte sich bedroht fühlen und daraus hervorgeschossen kommen, seine langen Hauer unschön in unsere Beine grabend. Heute ist jedoch niemand zu Hause.

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Auch wenn unser buffalo encounter ungewollt war und besser die Ausnahme ist: Eine  Safari zu Fuß ist eine außergewöhnliche, herausragende Erfahrung. Mit etwas Glück bekommt man die Tiere besonders unmittelbar und nah zu Gesicht. Wir spüren an diesem Tag auch noch ein Breitmaulnashorn auf, das genüsslich und ohne uns zu bemerken Gras kaut. Folgen den hüfthohen Schlammspuren eines Elefanten. Schauen den neugierigen Giraffen und scheuen Zebras lang in die Augen. Atmen tief den Duft der Savanne ein. Brennen unser Hautnah-Naturerlebnis auf immer und ewig in unsere Erinnerungen.

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Tipps

In vielen südafrikanischen Parks kannst du auf Walking Safari gehen. Der Hluhluwe-iMfolozi-Park ist der älteste Nationalpark des Landes und besonders bekannt für seine mehrtägigen Wanderungen – die sogenannten iMfolozi Wilderness Trails, die im westlichen Teil des Parks starten. Im östlichen Teil gibt es die hier vorgestellten, rund zweistündigen Walking Safaris.

Während ein Platz auf einer der mehrtägigen Wanderungen oft weit im Voraus gebucht werden muss, gilt für die kurze Variante häufig: first come, first served – direkt vor Ort. Im Frühjahr 2013 hat man sich in Hluhluwe jeweils am Vorabend einer Tour bei den Rangern angemeldet.

Recht zuverlässige Informationsquellen für die Planung sind die staatlichen (über-)regionalen Park-Websites, bspw. von KZN Wildlife oder von den South African National Parks.

Stichwort „Poaching“: Aktuell in sehr großes Thema in Südafrika. Seit einigen Jahren nimmt die Wilderei immer weiter zu, 2013 hat sie einen traurigen Höchststand erreicht. Vor allem Nashörner und Elefanten fallen den Wilderern zum Opfer. Begehrlichkeiten wecken ihre Hörner und Stoßzähne. Insbesondere in Asien, wo sie als Wundermedizin Verwendung finden.

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