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In der Geschichte gründeln

Stausee Bayern

… im Frühling am Forggensee 

Wüste. Mondlandschaft. – Es sind diese Vergleiche, die früher oder später unausweichlich fallen, wenn man im Frühling am Forggensee steht. Oder besser gesagt: im See. 

Sonnige März- und Apriltage, an denen der Schnee in der Ebene bereits geschmolzen ist, während im Hintergrund die Gipfel der Ammergauer, Lechtaler und Tannheimer Berge noch weiß leuchten, sind besonders gut geeignet, den Forggensee zu besuchen und in seine Geschichte einzutauchen. 

Denn – was Sommerurlauber, die den fünftgrößten See Bayerns als Freizeitparadies schätzen, oft genug gar nicht wissen – der Forggensee wurde erst 1954 künstlich aufgestaut. Vor allem, um Energie zu liefern und um vor Hochwassern zu schützen, die der einst wilde Lech und als besonders gefährlich berüchtigte Alpenfluss immer wieder mit sich brachte. 

Spätwinter am Forggensee: Der Schnee schmilzt, das Wasser sinkt.

Landschaft

Immer ab dem Herbst wird der See, der als Kopfspeicher für mehr als 20 Staustufen lechabwärts fungiert, allmählich abgelassen. Und immer im Frühling treten die Konturen der ehemaligen Lechauen, durch die der Fluss mäandert, wieder besonders deutlich zutage. Anfangs verschlammt und morastig, später staubig und steinig. 

An vielen Stellen lässt sich in diese (Mond-)Landschaft dann hineinlaufen oder sogar hineinradeln: Auf hervortretenden Landzungen, auf schotterüberlagerten Höhenrücken oder riesigen ausgetrockneten Uferebenen.  

Geschichte

Zutage treten auch Zeugnisse der Geschichte der Lechauen: Für den Stausee mussten zwei Weiler – Deutenhausen und Forggen – weichen. Noch heute sind Grundmauern und Reste der zwangsgeräumten Häuser und Stadl auszumachen. 

Es empfiehlt sich durchaus, einen ganzen Tag einzuplanen, um den Forggensee von allen Seiten zu erkunden – Mit dem Rad sind es gut 30 Kilometer. Am einfachsten ist es, der Radwegausschilderung zu folgen; an einigen Stellen kommt man aber auch weit an oder sogar in den See hinein. 

Weit abgelassen: Aus dem Forggensee tritt die alte Tiefentalbrücke wieder hervor.

Als besonders erwähnenswert dürfen drei Stellen gelten: Am Nordwestufer, zwischen Roßhaupten und Dietringen, tritt bei Niedrigwasser die alte Tiefentalbrücke wieder hervor. Weiter südlich, bei Rieden, ist das Café Maria ein hervorragender Ausgangspunkt für Entdeckungen: Von dort lässt sich weit und ausgedehnt am Ufer sowie in den See hinein und zwischen den Überresten abgeholzter Auwäldchen laufen.

Auf der Ostseite wiederum, bei Brunnen, ist der Ausgangspunkt für einen ausgedehnten Spaziergang nach Forggen, dem namensgebenden Weiler, der einst in den Fluten des Forggensees untergegangen ist. Noch heute lassen sich zwischen den Grundmauerresten Zeugnisse des ehemaligen Lebens finden: Türangeln und Reste alter Kachelöfen, Holzdielen und Gewölbekeller.  

Wer die Gelegenheit hat: Mehrmals im Frühling ist eine geführte Exkursion nach Forggen möglich. Fachkundiger Führer ist Magnus Peresson, der selbst in der Nähe des Sees aufgewachsen ist und der viele Geschichten und Anekdoten zu erzählen weiß. 

Gut zu wissen

Hin und weg: Füssen, direkt an der Südspitze des Forggensees gelegen, ist mit der Bahn erreichbar. Von dort zahlreiche Busverbindungen in die See-Anrainergemeinden. Alternativ zu Fuß bis zum See, etwa 30 Minuten.

Die Forgensee-Exkursion mit Magnus Peresson findet an fünf bis sechs Freitagnachmittagen im März und April statt. Genauere Information bei der Tourist Information Schwangau. 

Die See-Umrundung mit dem Rad kann man von jedem beliebigen Ausgangspunkt beginnen. Welche Richtung? – Eigentlich egal. Aber wem günstige Lichtverhältnisse fürs Fotografieren wichtig sind, der plant seine Tour ggf. so, dass er am Nachmittag auf der Westseite ist. 

Weiterlesen: Sehr empfehlenswert ist die knapp 100-seitige Broschüre „Der Forgensee. Bilder aus einer versunkenen Welt“, die in der Tourist Information Schwangau für kleines Geld erhältlich ist.

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