Hölzchen und Stöckchen

Voll verzaubert

Ein Besuch im Haus der Berge in Berchtesgaden

Es ist sicher nicht übertrieben, wenn ich sage: Das Haus der Berge setzt Maßstäbe.

Es ist das Informationszentrum des Nationalparks Berchtesgaden. 2013 eröffnet, zeigt es, wie Natur-Wissen auch in einem geschlossenen Raum exzellent vermittelt werden kann. Und zwar mit allen Sinnen. Sein Herzstück ist, wenn man so will, die Ausstellung „Vertikale Wildnis“. Wer sich die ohne Grund entgehen lässt, dürfte sich später ärgern. Ganz zu Recht.

„Wildnis“ – abgetrennt vom den übrigen Flächen im Haus der Berge ist sie. Hinaus, respektive: hinein, kommt man durch ein Drehkreuz. Nachdem man im Foyer eine Eintrittskarte gelöst hat.

Haus der Berge Nationalpark Berchtesgaden (2)

Dass der Kauf einer Eintrittskarte auch für Familien mit kleinen Kindern eine ziemlich gute Entscheidung zu sein scheint, erlebe ich ein paar Minuten später: Mutter und Vater kommen da mit ihren drei Knirpsen zwischen drei und sieben Jahren in die Ausstellung. Während die Älteste sofort durch die kurvige Wegführung düst und irgendwo weiter hinten verschluckt wird, ist die Mittlere ganz offensichtlich erst einmal fasziniert von den ausgestopften Tieren: Fuchs, Hirsch, Marder … Der Jüngste bleibt derweil an einem Bildschirm kleben, zu dem ihm sein Vater etwas erklärt. Als der Senior weitergeht, ruft ihm der Junior begeistert-flehend hinterher: „Papa, ich will noch mal …“

Zeitgleich taucht die Große wieder aus dem Nichts auf. „Mami, Mami – schau mal, was ich entdeckt habe!“ In der nächsten Sekunde ist die Mutter bei der Hand gepackt. Zwei Sekunden später sind nun beide verschluckt. In der dunklen Höhle. Natürlich hängen am Höhleneingang Taschenlampen bereit. Die braucht man in einer echten Höhle schließlich auch. Und wie in einer echten Höhle ist hier alles verwinkelt. Bis hin zu einem Seitengang, durch den so wirklich bequem nur die Kleinsten passen.

Bevor auch ich in der Höhle verschwinde, bin ich gebannt von dem Spektakel davor: Die „Vertikale Wildnis“ empfinde ich in erster Linie als außerordentlich atmosphärisch. Erreicht wird das allein schon durch den immer noch starken Geruch von frisch geschlagenem Holz. – Sind das tatsächlich noch die natürlichen Ausdünstungen des vielen Holzes in der Ausstellung? Oder gibt’s irgendwo ein künstliches olfaktorisches Geheimnis?

Noch viel faszinierender aber wird es durch eine ganz außergewöhnliche Licht- und Geräuschinszenierung, die durch den Lauf des Jahres führt. Besonders schön sind die auf zwei Bäume projiziert: Zunächst nehme ich es kaum wahr, dann wird es immer lauter – das Zwitschern der Vögel. Der Laubbaum treibt aus. Alles entwickelt sich, wird immer lebhafter. Auf dem Höhepunkt der Geräuschkulisse hätte ich am liebsten eine Sommerwiese, auf die ich mich legen könnte.

Irgendwann kommen herbstliche Winde auf; bald fallen erste Schneeflocken. Ich bin von dem Licht verzaubert, finde mich gedanklich irgendwo zwischen Mascha und dem Bären, Frau Holle und der Schneekönigin wieder. Es knistert und knackt, wie es eben nur im winterlichen Wald knistert und knackt. Ein trockener Ast fällt vom Baum. Begleitet von einem hohlen tock-tock-tock bahnt ihm die Schwerkraft den Weg durch das Geäst nach unten. Kein einziger Vogel mehr. Stille. Nur, damit das Licht bald wieder mehr nach Januar, Februar aussieht. Und der ewige Kreislauf wieder von vorne beginnt …

Haus der Berge Nationalpark Berchtesgaden (4)

Tipps

Ruhig etwas mehr Zeit mitbringen. Drei Stunden lassen sich im Haus der Berge leicht verbringen. Im Sommer gibt’s noch eine große Freifläche zu erkunden.

Für die Pause zwischendurch oder zum Seele-Baumeln-Lassen danach ist die „Alpenküche“ im ersten Stock eine hübsche Adresse. Kann man auch besuchen, ohne in die „Vertikale Wildnis“ zu gehen.

Das Haus der Berge habe ich während einer Pressereise von Berchtesgadener Land Tourismus kennengelernt.

 

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