Bergsofa Vermischtes

Buchtipp: ALP

Alpine Landschaftbilder: Sichtbares und Mögliches

Das Geheimnis faszinierender Alpen-Fotografien? – Sie hängen entscheidend vom Standpunkt ab. Und von guten Schuhen.

Denn wer möglichst viele Wesenszüge der Alpen einfangen möchte, der muss sich in sie hinein begeben. Fort von den Straßen und Wegen. Tief hinein in die Landschaft und hinauf in obere Höhenlagen. Zu den sich zurückziehenden Gletschern und an die gewaltigen Nordwände. Er muss die Landschaft physisch erfahren. Und in ihr die Spuren der Zivilisation lesen: Die in sie hinein oder um sie herum platzierte Architektur. Lawinenverbauungen und Hangversicherungen. Abgeholzte und einbetonierte Bachläufe.

Entschleunigt

Zwölf Jahre lang ist Olaf Unverzart durch den gesamten Alpenraum gestreift. Als Bergsteiger nahm er die Mühen in Kauf, eine Plattenkamera, Analogfilme und 20 Kilogramm Gepäck die Hänge hinaufzutragen. Als Künstler nahm er sich die Zeit, auf genau den richtigen Augenblick zu warten bevor er den Auslöser drückte.

ALP Unverzagt
Bauen in den Alpen: Mal mitten hindurch, mal drum herum

Ungeschminkt

Eine Lieblingsseite
Meine Lieblingsseite

Entstanden ist eine außergewöhnliche Fotodokumentation, von der eine ganz besondere Faszination ausgeht: Überwältigend ist die karge Schönheit und zeitlose Erhabenheit der Bergwelt. Schmerzlich manch Eingriff, den sich der Mensch erlaubt.

Der Fotoband zeigt ein ungeschminktes Gesicht der Alpen. In großformatigen Bildern, von denen viele wunderbar für sich allein stehen. Grau-grün-braun-reduzierte Natur begleitet von viel Weißraum. Andere Fotos stehen einander gegenüber: Da strecken sich zum Beispiel die Felsspitzen am Guslarferner genauso keck dem Himmel entgegen wie die Gauben der Apartments am Campo Carlo Magno. In vielen anderen Aufnahmen wiederum wird deutlich: Bauen in den Alpen bedeutet oft „mitten durch den Fels“. Oder auch „um ihn herum“.

Tasten, Fühlen, Sehen

ALP Prestel
(c) Prestel Verlag

In den Serien „Strata“, „Bergungen“ und „Nordwände“ zeigt uns der Fotograf seinen Blick auf die Alpen. Macht uns aufmerksam auf Sichtbares und Mögliches. Lässt uns unsere eigenen Erfahrungen abgleichen zu dem, was wir in den Bildern zu erkennen meinen.

Dabei dauert es einige Zeit, bis man das Buch überhaupt aufgeschlagen hat: Denn auf seine Art irritierend ist schon das Coverfoto samt Titel. „ALP“ lässt eher an saftig grüne Wiesen denken als an das weiß-blau-schimmernde Eis des Glacier d’Argentière. Alpine Landscape Pictures zeigend, spielt das Buch eben auch mit den Erwartungen des Betrachters.

ALP – Von den drei Buchstaben kann man beim besten Willen nicht seine Finger lassen. – In Blindprägung auf den Umschlag gebracht, scheint die vertiefte Letternwelt eine Ahnung zu vermitteln vom Relief der zerklüfteten Gletscherwelt.

ALP. Alpine Landscape Pictures ist im Prestel Verlag erschie­nen. Umfang 192 Seiten. Hardcover. In jedem Buchladen oder beim Verlag für 45,00 Euro (D) erhältlich. ISBN 978–3-7913–4995-4.

Das Buch „ALP“ hat mir der Prestel Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Von Ost nach West - Die Alpen des Fotografen
Von Ost nach West – Die Alpen des Fotografen

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