Bergauf Hier & da hin

Geruht, nicht geschlafen

Im Verwall: 1 1/2-Tages-Tour auf den Hohen Riffler

Viele Wege führen nach Rom; drei auf die Edmund-Graf-Hütte. Und damit zum Normalweg, um auf den Hohen Riffler zu gelangen. Welchen wählen?

Wenngleich ich dem Anstieg von Pettneu etwas Unrecht tue: Er ist nicht der schönste hinauf zur Hütte. Lange Zeit geht es über einen Forstweg hinein ins Malfontal; erst später – recht steil – links hinauf bis auf 2.375m, wo der Alpenvereinsstützpunkt gelegen ist. Trotzdem wird das Gros der Gipfelaspiranten diesen Weg von Norden her für den Auf- und Abstieg wählen. Sei es, weil es schlichtweg der kürzeste und einfachste ist, oder weil die Wanderer in die klassische Verwallrunde starten.

An der Schmalzgrubenscharte
An der Schmalzgrubenscharte

Die ungleich attraktivere Tourenvariante führt von Kappl über die Schmalzgrubenscharte und vorbei am Schmalzgrubensee (bei ausreichenden Temperaturen auch: hinein!). Hinab dann über das Kappler Joch und die Blankaseen.

Einheimische sind bei dieser Tourenvariante wieder einmal klar im Vorteil: Mit zehn bis elf Stunden Gehzeit können sie das ganze auch in einen Tag pressen. So es sein muss. Oder soll. Alle, die eine etwas längere Anreise haben, schlafen eine Nacht auf der Edmund-Graf-Hütte.

Wolkengewaber an der Edmund-Graf-Hütte
Wolkengewaber an der Edmund-Graf-Hütte

Nächtliches Glücksspiel

Das Schlafen auf einer Alpenvereinshütte hat immer ein bisschen was von einem Glücksspiel. Denn irgendwo gibt es ihn garantiert: Den Schnarcher. Eine Nacht im schönsten Viererzimmer kann zur Qual werden, wenn just der einzige Schnarcher der ganzen Hütte bei Dir einquartiert wurde. Gleichzeitig kann eine Nacht selbst im größten Lager wunderbar erholsam sein. Solange es Schnarcher-frei ist.

Murphys Gesetz besagt nun dieses Mal: Das Lager ist längst nicht voll. Aber der gefürchtete Schnarcher wird direkt links neben mir seinen Schlaf finden. Da hilft die schönste Holzabtrennung nichts. Während also der Unbekannte wahrscheinlich schon längst von seinen Riffler-Abenteuern träumt, heißt es für mich lange Zeit nur: Ruhen, nicht schlafen. Was irgendwann hilft ist: Einfach zwei Schlafplätze nach rechts umziehen. Dort ist Platz und der Schnarcher-Mindestabstand gewahrt.

Auf den (Vor-)Gipfel gestiegen

Am Morgen dann: Ordentlich gefrühstückt und kurz nach sieben vor der Hütte gestanden. Abmarsch zum Hohen Riffler mit seinen 3.168m. Für viele Wanderer hat die 3.000-Meter-Marke etwas Magisches an sich. Man möchte sie überschreiten. Der Hohe Riffler eignet sich gut dafür. Er gilt als einfach, zumindest bis zum Vorgipfel. Von der Edmund-Graf-Hütte geht es nahezu genau 800m hinauf. Vor allem etwas Ausdauer und eine gewisse Hartnäckigkeit im Geröll sind bis dorthin notwendig. Wer zum Hauptgipfel will, muss kletternd eine etwa sechs Meter tiefe Scharte überwinden. Die allermeisten belassen es daher beim Vorgipfel (an dem es allerdings vorsorglich ebenfalls ein Gipfelbuch gibt).

Steil durch's Geröll zum Hohen Riffler
Steil durch’s Geröll zum Hohen Riffler

Zunächst gehen wir über einige grüne Kuppen gemächlich etwa hinauf. Hier waren wir bereits am Vorabend. Hatten zugeschaut, wie der Wind die Wolkenfetzen hin und her wirbelte.

Der Weg dreht noch Osten ab. Von Jetzt auf Gleich ändert sich die Landschaft. Sattes Grün wird von grauem Geröll abgelöst. Eine breite Schuttrinne zieht zwischen Blankahorn und Riffler hinab. Diese gilt es aufzusteigen. Zwischenzeitlich wird’s immer steiler, die Serpentinen immer kürzer.

An einer Stelle verzweigt sich der markierte Weg kurz: Links geht es – mit einem Drahtseil gesichert und zu „Hauptverkehrszeiten“ sicher besser möglichem Steinschlag ausweichend – um einen Felsblock herum. Rechts, den bereits verblassten Markierungen folgend, gehen wir an diesem Morgen die nächsten Meter sehr steil und sehr schuttig-bröselig weiter. Einige Meter später vereinen sich beide Wege wieder.

Bald danach flacht das Gelände für eine Weile aus, bevor es nochmals für die letzten Höhenmeter ein wenig steiler bis zum Gipfel geht.

Auf dem Gipfel der Klassiker: Auf den letzten Metern hat es zugemacht. Wir stecken mitten in einer Wolke. Vor- und Hauptgipfel trennt eine etwa sechs Meter tiefe Scharte. Diese muss abgeklettert und auf der anderen Seite in einem Riss wieder hinaufgeklettert werden. Wer dort hinüber will, sollte frei absolut sicher im II. bis III. Grad klettern können – bei gleichzeitig ordentlichen Tiefblicken. Oder ein Seil dabei haben.

Haupt-Gipfelglück im Verwall: Hoher Riffler
Haupt-Gipfelglück im Verwall: Hoher Riffler

Ohne Seil ist für mich also auf dem Vorgipfel Schluss. Gerade im richtigen Moment gesellt sich ein Pärchen zu uns. Sie wohnen im Tal und kommen regelmäßig hier hoch. Während es „Sie“ nicht zum Hauptgipfel zieht, hätte „Er“ schon Lust. Kurzer fragender Blick in die Runde. Ein Nicken. Ein Bestätigungs-Nicken. Und schon ist der Einheimische mit meinem Tiroler Begleiter in der Scharte ab- und am Hauptgipfel wieder aufgetaucht. Perfekt für alle, wenn der Zufall die Dinge so fügt!

Das Schicksal des Nebengipfels

Im Abstieg gehen wir noch ein paar extra Meter über den Kleinen Riffler, ein mehr als zwei Meter hohes Steinmandl zeigt ihn an. Der Kleinen Riffler erlebt jahrein-jahraus das gleiche Schicksal: Die meisten lassen ihn – als Nebengipfel des Hohen Rifflers – links liegen. Er ist „nur“ der achthöchste Gipfel der Verwallgruppe. Mit 3.014m aber immerhin ebenfalls einer kleiner Dreitausender. Jedenfalls gibt’s von dort schöne Blicke über den Pettneuer Ferner, die den kleinen Umweg allemal Wert sind.

Blick vom Kleinen Riffler zu den Lechtaler Alpen
Blick vom Kleinen Riffler zu den Lechtaler Alpen

Schöne Steige am Blankabach und auf der Durrichalpe

Kurz oberhalb der Edmund-Graf-Hütte suchen wir uns unseren Weg durch das freie, recht flache Gelände. Hinüber zum eigentlichen Steig, der zum Kappler Joch führt. Sparen uns damit vielleicht einhundert Meter des Gegenanstiegs.

Blankaseen. Hinten Blankahorn & Hoher Riffler
Blankaseen. Hinten Blankahorn & Hoher Riffler

Die Schönheit dieses Abstiegs muss dann aber jeder für sich erwandern, ich erzähle an dieser Stelle nicht sehr viel mehr als: Selten habe ich solch tief-klare Gebirgsseen gesehen, wie es die Blankaseen sind. Eine Pause – mit Blick auf die „Rückseite“ des Rifflers – ist da selbstverständlich. Danach entlang des Blankabachs, der sich wie ein weißes Band durch die tiefgrünen Wiesen zieht. Eine nochmalige Pause, auf der Durrichalpe. Sie ist unbewirtschaftet. Wir genießen die Ruhe hier oben und die Blicke auf die gegenüberliegenden Berge der Silvretta. Jene Momente am Ende einer Tour, um wieder von neuen Tourenzielen zu träumen.

Tipps:

Die beschriebene Runde lässt sich ein wenig „entschärfen“, indem man für den Aufstieg die Seilbahn zur Hilfe nimmt. Die ersten 600hm, bis hinauf zur Diasalpe lassen sich mit ihr überwinden. Von der Bergstation bis zur Edmund-Graf-Hütte sind es noch vier Stunden und rund 800hm.

Ein früher Aufbruch von der Edmund-Graf-Hütte zum Hohen Riffler ist ratsam. Insgesamt sind es vom höchsten Verwallgipfel bis zurück nach Kappl rund 2.200hm im Abstieg.

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