Gedanken am Wege Vermischtes

Die Sehnsucht nach Schnee

… und die Illusion eines nicht endenden Winters

Im Flachland meiner Kindheitserinnerung kam der erste Schnee pünktlich Anfang Dezember. Sehnsüchtig erwartete ich ihn. Denn er löste den zumeist schmuddeligen und grauen November ab.

Ich genoss den Wochenend-Moment, wenn ich morgens aufwachte, weil erst ein Quietschen und dann ein Poltern durch die Heizungsrohre drang: Im Keller unseres Hauses hatte mein Vater die Ofenklappe geöffnet. Er säuberte den Eisenschlund, bereitete das Feuer, legte noch mal Kohlen nach. Und schon bald stieg die Wärme in die Rippen des Heizkörpers in meinem Zimmer hinauf. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon längst die Gardine zur Seite geschoben. Um ungehindert auf die hohen Kiefern schauen zu können, die auf der anderen Seite des Weges standen. Und auf das wunderbare Weiß, das so einfach vom Himmel fiel.

Überhaupt: Schnee. Leise sich herabsenkende Schneeflocken. Sie seien einer der stärksten Sinneseindrücke von Kindern, habe ich mal gelesen.

Das erklärt einiges. Nach wie vor bin ich begeistert, wenn der erste Schnee dem Boden entgegenschwebt. Dort liegen bleibt. Die Nächte still werden. Statt dunkel eigenartig hell.

Ein nie endender Winter - Illusion oder Wirklichkeit?
Ein nie endender Winter – Illusion oder Wirklichkeit? / Tannheimer Tal

In meiner früheren nordostdeutschen Heimat blieb der Schnee auch schon in den 80er Jahren selten lange liegen. Wie auch, auf irgendwas bei 50 Meter über Normalnull?

Doch mit der Zeit mischen sich Erinnerungen und Erzählungen. Genauso wie begierig Gewünschtes und vermeintlich Wahres. Werden zu einer ganz eigenen Wirklichkeit. Ein Beispiel gefällig? – Ein paar Fotos im Familienalbum: Bilder eines Urlaubs in Gießübel, im Thüringer Wald. Mächtig liegt der Schnee auf den Tannen. Die Äste biegen sich unter der weißen Pracht dem Boden entgegen. Dick eingemummelt der junge Mann hier und die junge Frau dort, die später meine Eltern werden sollten. An anderer Stelle ein Foto von mir als etwa dreijähriger Knirps. Im Barnim. Eine Gegend, die man im besten Fall als „sanft hügelig“ beschreiben kann. Ich also auf Ski. Mit dickem Schapka auf dem Kopf. Das Wochenendhäuschen und der Garten ringsum perfekt verschneit. Nochmals später dann Bilder einer studentischen Harzreise. Der winterliche Brocken. Der Wind hat die Eiskristalle fein säuberlich aufeinandergeschichtet und die Bäume zu skurrilen Skulpturen werden lassen.

Nationalpark Bayerischer Wald / Sumava Nationalpark
Nationalpark Bayerischer Wald / Sumava Nationalpark

„So war das, glaube ich“

Alle drei – nur kurze Momentaufnahmen. Fast sicher: Höchstens ein paar Tage der weißen Pracht. In der Erinnerung aber werden sie zur Illusion eines nie endenden Winters.

Wahrscheinlich genau deshalb gefällt es mir vor allem im Winter in Skandinavien. Und in den Alpen. Für mich könnte jeder Winter sechs Monate dauern. Ich freue mich schon wieder drauf …

Geschichten & Gebäck: Dieser Artikel ist Teil vom Outdoor Blogger Adventskalender 2014. In diesem Adventskalender der etwas anderen Art erzählen 24 Outdoor-Blogger Weihnachtliches & Winterliches. Außergewöhnliches und Unerwartetes. Dies war Türchen Nummer 4. Lasst euch auch weiterhin überraschen! Tag für Tag. 

Den Anfang machten: 

Bis zum Weihnachtsabend geht’s weiter mit: 

Und natürlich lohnt es sich für Outdoor-Enthusiasten, auch außerhalb der Adventszeit den vielfältigen Outdoor-Blogs einen Besuch abzustatten. 

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